Unser Projekt „Danke-Thomas-Choreographie“ wurde nun erfolgreich abgeschlossen und wir sind insgesamt rundum zufrieden mit der Leistung aller im Stadion, inklusive unserer. Was bleibt, ist der Gänsehautmoment, die Erinnerungen und der Stolz, etwas Nachhaltiges bewirkt zu haben. Deswegen wollen wir noch einmal auf die harten letzten Monate zurückblicken.
Nach der kräftezehrenden Zeit während der letzten Spieltage der vergangenen Saison wurde unser langjähriger Trainer, Thomas Schaaf, in der Woche vor dem letzten Saisonspiel entlassen. Dass in diesen wenigen Tagen nichts auf die Beine gestellt werden konnte, was unserem Dank an Thomas Schaaf gerecht werden würde, war uns allen schnell klar.
Wie der Zufall es wollte, urlaubten einige WB‘ler eine Woche später in Südfrankreich. So wurden bei 25 Grad und strahlend blauem Himmel am Strand die ersten Ideen ausgetauscht und weiter verfeinert. Nach und nach wurden die Vorstellungen zum Gesamtbild der Choreo komplett und die Entscheidung gefällt, zum Dank an Thomas Schaaf die erste Ganzstadionchoreographie in Bremen am ersten Heimspieltag der neuen Saison zu erarbeiten. Somit war die Sommerpause schon beendet, bevor sie überhaupt begonnen hatte.
Die Zusammenarbeit mit der HB Crew kam dadurch zustande, dass beide Gruppen bei einem feucht fröhlichen Abend erfahren haben, dass die andere Gruppe zahlreiche Gedanken an das Entwerfen diverser Danke Thomas Utensilien verschwendete. So wurden die Gedanken gemeinsam intensiviert und gebündelt, mit dem Ergebnis, dass die HB Crew sich ebenfalls mit um die Choreographie kümmern wollte. Dadurch wurden die Uhren noch einmal ein wenig zurückgedreht, sodass die HB Crew auch ihre Ideen und Wünsche mit in die Ursprungsideen und somit gleichberechtigt mit den Wanderers einbringen konnte.
Dass die Kosten für das gesamte Vorhaben immens sein würden, war uns sehr wohl bewusst. Deshalb überlegten wir frühzeitig, wie die Kosten so reduziert werden könnten, dass man auch den Rest der Saison noch weitere Aktionen auf die Beine stellen kann. Schnell kamen die Begriffe „Spenden“ von Werderfans, Choreospendenparty, Pfandbecheraktion und „Danke-Thomas-Shirt“. Außerdem wollten wir möglichst alle Werderfans mit ins Boot holen. Wir wollten ihnen die Möglichkeit bieten, selbst eigene Danksagungen an Thomas schreiben zu können und Fotos, welche sie am meisten mit ihm verbinden, zu veröffentlichen. Folglich errichteten wir eine eigene Homepage für Thomas Schaaf, die auch erhalten bleiben wird!
Zwischenzeitlich gab es bereits die ersten Gespräche zu der Sache mit der Fanbetreuung von Werder. Zu diesem Zeitpunkt sah unsere Choreoidee noch ein wenig anders aus, als sie letztendlich umgesetzt wurde. Ursprünglich sollte der Flieger mit Thomas im wahrsten Sinne des Wortes einrollen. Dafür hätten wir aber ein Stahlseil benötigt, welches komplett von der Nord- bis zur Südgeraden entlang der Ostkurve gespannt werden müsste, wie es beim Hintertornetz der Fall ist. Es gab bereits vor dem Neubau der Kurve Wünsche diesbezüglich, welche von der Weserstadioninitiative geäußert wurden. Auch vor einem Jahr, im Zuge der Planung der Europapokalsiegerchoreo der Wanderers, gab es Gespräche über eine solche Konstruktion. Damals wurde aufgrund der angespannten finanziellen Lage des Vereins eine kleine Lösung in Form von fünf Rollen unter der Anzeigetafel geschaffen. Durch die weitere sportliche Talfahrt befand sich nun leider wiederum zu wenig Geld in den Kassen, um die gesamte Seilkonstruktion in der abgelaufenen Sommerpause installieren zu lassen. So bleibt uns nun weiterhin nur unsere Hartnäckigkeit, uns weiter dafür einsetzen, dieses Stahlseil in naher Zukunft an unserer Kurve angebracht zu bekommen, um die Choreos im Weserstadion noch vielseitiger und umfangreicher gestalten zu können.
Wie oben bereits angedeutet, hatten wir von Anfang an das erste Heimspiel der neuen Saison als Termin für unsere Dankesbekundungen an Thomas in Form einer Ganzstadionchoreographie ins Auge gefasst. Hierzu gab es einige kritische Gespräche mit verschiedensten Personen innerhalb und außerhalb des Vereins, in denen uns mehrfach davon abgeraten wurde, diesen Termin für die Choreo zu nutzen. Dennoch setzten wir unseren Plan durch. Wir führten ein persönliches Gespräch mit Thomas, um ihn darüber zu informieren, was wir vorhaben. Ein kleiner Wermutstropfen war, dass uns Thomas leider zu diesem Zeitpunkt schon gesagt hatte, dass er an dem Tag der Choreo nicht persönlich im Weserstadion anwesend sein würde. Um darüber hinaus deutlich zu machen, dass die Choreo lediglich der Danksagung Thomas Schaafs galt und nicht gegen unseren neuen Trainer Robin Dutt gerichtet werden sollte, informierten wir auch diesen frühzeitig über unser Vorhaben. Auch die Mannschaft wurde darüber in Kenntnis gesetzt. Im Nachhinein müssen wohl alle Kritiker des Termins stillschweigend anerkennen, dass es genau der richtige Zeitpunkt war.
Eine Choreo setzt ein hohes Maß an logistischer und organisatorischer Vorarbeit voraus. Diese beginnt mit der Ideenfindung und endet mit der Durchführung. Doch welch ein Aufwand hinter diesem Weg wirklich steckt, bleibt meistens im Verborgenen. Die zahlreichen Materialien müssen frühzeitig und vor allem kostengünstig bestellt und beschafft werden. Für die Umsetzung der Ideen werden große Flächen zur Erarbeitung benötigt, wie zum Beispiel große Turnhallen, damit größere Elemente auch ausgebreitet werden können. Die Erarbeitung beginnt mit dem Zusammenkleben und Verstärken von Stoffbahnen, mit dem Anzeichnen der einzelnen Elemente, welche dann ausgemalt werden und mit dem Ausschneiden von verschiedensten Dingen. Nach und nach entstehen dann die zahlreichen Einzelteile, die dann wiederum zusammengeklebt und in die richtige Anordnung gebracht werden.
Ab dem Zeitpunkt, als die ersten bestellten Materialien geliefert wurden, trafen wir uns Woche für Woche mindestens dreimal, damit die Choreo auch rechtzeitig fertig gestellt werden konnte. Gerade die letzten Wochen waren für alle Beteiligten sehr anstrengend, es wurden täglich mehrere Stunden an dem Werk gearbeitet, weshalb man den Tag des ersten Heimspiels immer mehr herbeisehnte. Die letzte Woche vor der Durchführung der Choreo wurde jedoch mit gemischten Gefühlen eingeläutet. Hatten doch die Braunschweiger bei ihrer Choreo gezeigt, was alles schieflaufen kann – vor allem beim Einsatz von Hochziehelementen. Viele von uns waren dennoch zuversichtlich, dass die Umsetzung der Choreo reibungslos klappen würde, da wir mit dem Hochziehen von Herrn Borowka vor einem Jahr schon Erfahrungen mit einem solchen Element gemacht hatten.
Trotz dessen, dass uns nicht alle Wünsche erfüllt werden konnten, wie beispielsweise, dass der Bremer Flughafen verweigerte, uns eine Weste, Gehörschutz und Fluglotsenkellen für einen Tag zu leihen, und darüber hinaus auch andere kleinere Details der Zeit zum Opfer fielen, sollten sich die Mühen der vergangenen Wochen dennoch auszahlen.
Am Donnerstagabend vor der Choreodurchführung wurde schon mit den ersten Vorbereitungen in der Ostkurve begonnen. Am Freitag ab 17:00 Uhr wurde der Spieltag dann richtig eingeläutet. Durch rund 100 Helfer wurde das Stadion nach und nach mit den knapp 30.000 Pappen in grün und weiß bestückt. Mit Vorfreude, aber mit wenig Schlaf, traf man sich am Morgen des Spieltags wieder sehr früh, um die letzten Pappen im gesamten Stadion auszustecken und die Blockfahne sowie den Flieger mit Thomas Schaaf zu befestigen. Damit war nun endlich alles fertig vorbereitet und die Anspannung bei den Organisatoren und Helfern stieg. Nach vielem organisatorischen Hin und Her und zahlreichen Einteilungen und Absprachen war um 15:20 Uhr der Moment gekommen, auf den man so lange hingearbeitet hatte.
15:21 Uhr – Der Unterrang der Ostkurve wird durch das Entfalten einer Blockfahne über die gesamte Breite in das Rollfeld des Flughafens verwandelt.
15:22 Uhr – Die Fans auf der Besucherterrasse im Oberrang schwenken Fähnchen sowie weitere Elemente und zeigen ein Spruchband: Danke Thomas! Die übrigen Fans auf den anderen Kurven des Stadions halten die zugeordneten grünen und weißen Pappen mit der Aufschrift „Danke Thomas!“ hoch.
15:23 Uhr – Das Flugzeug, aus dessen Cockpit Thomas Schaaf blickt, als die Mannschaft aus München zurückgeflogen wurde, erhebt sich auf dem Rollfeld. Damit ist das legendäre Bild aus dem Jahre 2004 vollständig abgebildet.
15:28 Uhr – Erneut zeigen die Fans auf der Besucherterrasse ein Spruchband, mit dem sie den neuen Trainer Robin Dutt willkommen heißen und ihm mit dem Spruch: „Auf geht’s Robin“ alles Gute für die Arbeit in unserem Sportverein wünschen.
15:30 Uhr – Die Choreo ist rundum perfekt gelungen, alle sind euphorisiert und der Ball rollt.
Es war geschafft! In ca. 4000 Arbeitsstunden wurden mit 4500 Meter doppelseitigem Klebeband 2700 m² Stoff zusammengeklebt, welcher mit 500 Metern Wäscheleine verstärkt wurde. Darüber hinaus wurden 140 Liter Farbe vermalt sowie 34.000 Pappen verteilt und 40.000 Flyer ausgelegt.
An dieser Stelle müssen und wollen wir noch einmal ein großes Dankeschön an alle Helfer der Choreo aussprechen! Ihr wart die Größten und ohne eure Hilfe wäre die Umsetzung weitaus problematischer gewesen.
Auch den Verantwortlichen und eingebundenen Mitarbeitern des Vereins und der Bremer Weserstadiongesellschaft sei ein großer Dank für ihre Mühen und die logistische Hilfe ausgesprochen.
Auch die Choreo-Spenden-Party nach dem Abschiedsspiel von Torsten Frings haben wir nun mit Erfolg und viel Spaß hinter uns gebracht. Was nun noch auf uns wartet, ist die Pfandbecherspendenaktion im Stadion beim Spiel gegen Frankfurt, damit wir die Löcher in unseren Kassen noch etwas weiter stopfen können. Wir hoffen, dass sich auch diese Arbeit lohnen wird. Wenn euch gefallen hat, was ihr gesehen und gelesen habt, dann unterstützt uns doch einfach, indem ihr eure Pfandbecher im Stadion spendet! Auch die Danke-Thomas-Shirts, die übrig gebliebenen Pappen sowie Bilder von der Choreo können noch weiterhin an unseren Ständen erworben werden.
HB Crew und Wanderers Bremen
15.9.2013